Über Highlights und Learnings – ein Rückblick
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Alessia: Fairness hat bei linalupa einen hohen Stellenwert. Findest du faires Handeln im Geschäftsalltag herausfordernd? Und wenn ja; in welchen Situationen?
Jessica: Was für ein Hammer zum Einstieg (lacht). Also wenn ich jetzt an Geschäftspartner*innen denke, ist für mich ein fairer Umgang die Grundlage für jede Zusammenarbeit. Das Ziel sollte deshalb immer sein, einen bestmöglichen Kompromiss zu finden. Wenn beide Seiten danach handeln, ist es keine Herausforderung.
Wenn es um die Produktherstellung und die Vermarktung geht, würde ich sagen, dass es für uns als sehr kleines Unternehmen immer herausfordernd ist. Wir müssen mit Materialien arbeiten, die auch in kleinen Mengen bezogen werden können. Die Auswahl an umweltfreundlichen, fair hergestellten Materialien ist nicht gross und die Kosten hoch. Und zur Vermarktung müssen wir Plattformen nutzen, die eine riesige Marktmacht und leider auch negative Auswirkungen auf Nutzer*innen und unsere demokratische Gesellschaft haben. Mein Ziel ist deshalb immer, in dem Rahmen, in dem ich mich bewege, mein Bestes zu geben und verantwortungsbewusst zu handeln.
Meine Frage an dich kann hier eigentlich direkt anschliessen.
Jessica: Was wünschtest du dir, wäre anders oder leichter?
Alessia: Das Preisgefühl oder Preisverständnis bei uns Konsument*innen. Unsere Produkte bei linalupa werden sowohl von uns als auch von unseren Produktionspartnerinnen mit viel Hingabe, Sorgfalt und Knowhow designt und hergestellt. Da der Grossteil des Herstellungsprozesses in der Schweiz geschieht, haben die Produkte auch einen höheren Preis als jene von internationalen Grosskonzernen. Dass dieser Preis nicht von allen bezahlt werden kann, das kann ich nachvollziehen. Dennoch wäre es schön, wenn wir vermehrt die Chance hätten, die Qualität unserer Produkte unter Beweis zu stellen; bei dieser Gelegenheit könnten wir aufzeigen, dass unsere mit Bedacht und Sorgfalt hergestellten Produkte, die vielseitig und langlebig sind, eigentlich schon wieder ein Schnäppchen sind. Vor allem, wenn man bedenkt, dass es von jedem Modell nur zwischen 10 und 30 Stück gibt.
Alessia: Was war bisher dein Highlight bei linalupa?
Jessica: Als ich zum ersten Mal im Alltag eines unserer Tops getragen habe. Ich freue mich auch immer über zugeschickte Fotos, auf denen andere unsere Tops tragen.
Jessica: Was war dein Highlight und auf was freust du dich in der zweiten Jahreshälfte am meisten?
Alessia: Mein Highlight waren ganz klar die ersten Verkäufe unserer Tops und unser erster Pop-up-Event. Das positive Feedback zu den Tops und zu unserer Unternehmensphilosophie hat mich in unserem Handeln bestärkt und mir neue Energie für das Anpacken der Herausforderungen für die zweite Jahreshälfte gegeben.
Ich mag triste Herbsttage zwar nicht, in diesem Jahr aber freue ich mich darauf, weil ich dann unseren neuen Strickpullover tragen kann. Ich freue mich riesig auf unsere neuen Strick-Produkte und dass wir unser Sortiment auch auf Herrenschnitte ausweiten. Und ich bin gespannt, wie die Resonanz auf unseren zweiten Pop-up-Event, der im Herbst im Gundeli in Basel stattfinden wird, ausfallen wird.
Jessica: Darauf freue ich mich auch! Und hoffe, dass alles klappt, wie wir es uns vorstellen. Manchmal kommt es ja leider vor, dass nicht alles so läuft, wie wir es uns gewünscht haben. Was hilft dir dann?
Alessia: (lacht), guter Übergang! Der Gedanke, dass ich nicht alleine bin, sondern mit dir eine Geschäftspartnerin an meiner Seite weiss, die den Überblick über die anfallenden Aufgaben hat und auf die ich mich voll und ganz verlassen kann. Ausserdem vertraue ich grundsätzlich darauf, dass sich für alles einen Weg und eine Lösung findet, auch wenn diese dann nicht dem ursprünglichen Wunsch oder Ziel entspricht. Das ist auch in Ordnung so. Wenn es etwas gibt, das ich gelernt habe, dann dass wir als Unternehmerinnen flexibel bleiben und uns den Gegebenheiten anpassen müssen, ohne dabei unsere Unternehmenswerte aus den Augen zu verlieren.
Jessica: Gibt es etwas, das du gerne vor dem Start des linalupa-Abenteuers schon gewusst hättest?
Alessia: Mir ist erst während der Produktion unserer Tops «Cervia» und «Basilea» bewusst geworden, was es bedeutet, ein Kleidungsstück von Grund auf – also von der Auswahl des Stoffs, über das Entwickeln des Designs inklusive Prototypenerstellung und Grössengradierung, bis hin zur Wahl des Nähfadens und der Etiketten – eigenverantwortlich herzustellen. Es gab viele Entscheidungen zu treffen und wieder zu modifizieren, da wir einige Herausforderungen zu bewältigen und Probleme zu lösen hatten. Mit unseren hohen Standards, was Materialien und Qualität betrifft, und den dementsprechend hohen Produktionskosten sind nicht alle Ideen im frühen Stadium von linalupa schon umsetzbar. Das war zu Beginn etwas ernüchternd.
Alessia: Und wenn du jetzt zurückschaust: Was würdest du anderen raten, gleich von Anfang an zu machen?
Jessica: Was mir als Erstes einfällt: Ideen nicht lange mit sich herumtragen, sondern früh versuchen, sie im «echten Leben» umzusetzen. Ins Machen kommen ist eigentlich das Wichtigste. Und gleichzeitig ist es etwas vom Schwierigsten, weil die Idee mit der Sichtbarkeit angreifbar wird und eben auch scheitern kann. Das ist hart, wenn man doch eigentlich unbedingt alles richtig machen möchte. Aber ich habe nochmal neu erfahren, dass Leben, Gestalten – und zwar egal was – und Glücksempfinden oder eben auch Enttäuschung zusammengehören. Meine Bewunderung und mein Respekt für all jene, die ihre kleinen und grossen Ideen und Wünsche umzusetzen versuchen, ist auf jeden Fall noch grösser geworden.